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Fachtexte

Öffentlicher Dienst oder Privatwirtschaft?

By 26. Januar 2023No Comments

Der Countdown für die Abiturprüfungen hat angefangen. Viele Studentinnen und Studenten schließen ihr Studium Ende dieses Semesters ab. Quereinsteiger oder Berufswiedereinsteiger wollen ihre Karriere wechseln oder fortsetzen. Und was für einige dieser Personenkreise beruflich kommt, steht wahrscheinlich noch in den Sternen! Andere haben sich vielleicht schon entschieden, wo sie ihre Karriere machen und welche Art sie bevorzugen: also im Öffentlichen Dienst oder in der Privatwirtschaft? Falls Sie sich, liebe Leserin, lieber Leser, noch nicht entschieden haben, wo Sie Ihre Karriere machen möchten, soll der vorliegende Artikel einen kurzen Überblick über die Vor- und Nachteile der o.g. Geschäftsarten geben.

Öffentlicher Dienst, Voraussetzungen und Laufbahngruppe

Über vier Millionen Menschen befinden sich aktuell in einem Arbeitsverhältnis im öffentlichen Dienst; d.h. sie arbeiten für Deutschland; also im Bund, bei den Ländern oder Kommunen. Für eine Karriere im öffentlichen Dienst als Arbeiter oder Angestellter gibt es keine besonderen Voraussetzungen. Wer über eine ausreichende Qualifikation verfügt, kann sich selbstverständlich auf eine ausgeschriebene Stelle entsprechend bewerben. Wer jedoch im öffentlichen Dienst die sogenannte Verbeamtung anstrebt, muss dann doch diverse Voraussetzungen erfüllen. Diese sind u.a.: deutsche Staatsbürgerschaft und Eintreten für die im Grundgesetz verankerte freiheitliche demokratische Grundordnung. Mehr dazu kann man in den geregelten Voraussetzungen des Beamtenverhältnisses im §7 BBG nachlesen.

Unter einer Beamtenlaufbahn versteht man die Berufswege, die die BeamterInnen durchlaufen. Diese besteht aus vier verschiedenen Bereichen: einfacher, mittlerer, gehobener und höherer Dienst. All diese Bereiche beginnen mit einem Vorbereitungsdienst. Die Vorbildung der Bewerber ist dabei sehr entscheidend, denn die Ausbildungszeit hängt von dieser Vorbildung ab. Mindestanforderungen im Laufbahnrecht sehen so aus:

Laufbahngruppe Bildungs- und berufsqualifizierende Voraussetzungen
Einfacher Dienst
  • Hauptschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter Bildungsstand
  • Vorbereitungsdienst oder Berufsausbildung
Mittlerer Dienst
  • Realschulschulabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter Bildungsstand
  • Vorbereitungsdienst oder Berufsausbildung und eine hauptberufliche Tätigkeit
Gehobener Dienst
  • Fachabitur oder Abitur oder ein als gleichwertig anerkannter Bildungsstand
  • Vorbereitungsdienst oder ein an einer Hochschule abgeschlossener Bachelor oder ein gleichwertiger Abschluss und eine hauptberufliche Tätigkeit
Höherer Dienst
  • ein mit einem Master abgeschlossenes Hochschulstudium oder ein gleichwertiger Abschluss (z.B. Staatsexamen oder Diplome von Universitäten)
  • Vorbereitungsdienst oder eine hauptberufliche Tätigkeit

Tabelle 1: Laufbahnrecht: Bundesministerium des Innern und für Heimat

Öffentlicher Dienst oder Privatwirtschaft? Welcher Sektor ist besser?

Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Denn beide Sektoren bieten Vor- und Nachteile an. Und da das Interesse der Menschen sowohl im privaten Leben als auch im Berufsleben variiert, ist die Entscheidung für einen der beiden Sektoren letztendlich eine selbstgetroffene Entscheidung, welche von einem eigenen Interesse und Wohlfühlen abhängt.

Was Sie also in Ihrem Berufsleben für wichtig und wesentlich halten, gilt möglicherweise nicht für andere und umgekehrt! Der öffentliche Dienst galt jahrelang als ein lohnender Karriereweg mit Vor- und Nachteilen. Auf der positiven Seite kann er sinnvolle Arbeit, Arbeitsplatzsicherheit und gutes Potenzial für den beruflichen Aufstieg bieten. Die Mitarbeiter dort genießen eine breite Palette von Vorteilen, wie z. B. Renten- und Krankenversicherungspläne.

Die offizielle Karriere ist auch eine großartige Gelegenheit für diejenigen, die in ihrer Gemeinde und der Welt etwas bewegen möchten. Man bekommt die Möglichkeit, in Rollen zu dienen, die sich auf das Leben anderer auswirken. Es gibt auch ein Gefühl der Erfüllung, anderen zu helfen und einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen. In offizieller Funktion zu arbeiten bedeutet, Entscheidungen zu treffen, die sich auf das Wohlergehen der Bürger auswirken, von der Verwaltung von Budgets und der Erbringung von Dienstleistungen bis hin zur Lenkung von Richtlinien und Gesetzen.

Im öffentlichen Dienst tätig zu sein, ist auch eine Gelegenheit für persönliches Wachstum, da es erfordert, dass man anpassungsfähig, aufgeschlossen und in der Lage ist, mit Menschen aus allen Hintergründen und Lebensbereichen zusammenzuarbeiten.

Darüber hinaus bietet es Einzelpersonen die Möglichkeit, Führungsqualitäten zu entwickeln, Beziehungen zu pflegen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Darüber hinaus kann eine Karriere im öffentlichen Dienst Stabilität und Sicherheit sowie attraktive Zusatzleistungen wie Renten- und Gesundheitspläne bieten. Man hat einen gesicherten Anspruch auf Urlaub und kann diesen langfristig planen.

Auf der anderen Seite sind die Gehälter meist niedriger als bei vielen Jobs im privaten Sektor. Darüber hinaus gibt es oft politischen Druck und bürokratische Hindernisse wie vorgegebene Abläufe, die wenig Spielraum für eigene Interpretationen lassen, begrenzte Ressourcen, akribischer Nachweis- und Dokumentationspflicht für alle Arbeiten u.v.m.

Das alles kann die eigene Entwicklung und Motivation durchaus behindern. Auch sollte die eigene politische Einstellung passen. Menschen mit sehr radikalen Ansichten und extremistischem Denken vertreten nicht das demokratische Verständnis für eine angemessene Arbeit im öffentlichen Dienst.
Insgesamt kann der öffentliche Dienst eine erfüllende Berufswahl sein, wenn Sie durch die Möglichkeit motiviert sind, Menschen zu helfen und Einfluss auf Ihre Gemeinde zu nehmen. Obwohl es harte Arbeit und Geduld erfordern mag, können die Belohnungen für einen dauerhaften Beitrag zur Gesellschaft alle Nachteile überwiegen.

Auf der anderen Seite haben Arbeitsplätze im Privatsektor auch eine Vielzahl von Vor- und Nachteilen. Zu den Vorteilen gehören das Potenzial lukrativer zu sein und mehr Raum für Kreativität zu bieten, höher bezahlte Löhne, vielfältigere Arbeits- und Geschäftsmöglichkeiten und mehr Kontrolle über das eigene Arbeitsumfeld. Auch ist der Berufseinstieg unter verschiedensten Voraussetzungen denkbar – ob mit oder ohne Berufsabschluss, ob mit oder ohne Studium – es gibt für jeden die Möglichkeit, den passenden und erfüllenden Job zu finden.

Der Rahmen der Arbeitsaufgaben ist nicht so starr und vorgegeben wie im öffentlichen Dienst, eigene Lösungswege sind erwünscht bzw. sogar gefordert. Individualität ist gefragt. Geschäfts- und Arbeitsabläufe sind flexibler und nicht so bürokratisch, es können schnell Änderungen und Anpassungen vorgenommen werden, situativ lässt sich besser reagieren.

Viele Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft bieten ebenso eine gewisse Arbeitsplatzsicherheit und sehr gute Aufstiegschancen mit professioneller Personalentwicklung im Unternehmen. Darüber hinaus bietet die Arbeit im privaten Sektor oft Zugang zu deutlich mehr Ressourcen und moderneren Technologien als die, die im öffentlichen Sektor verfügbar sind.

Obwohl die Arbeit in der Privatwirtschaft viele Vorteile hat, gibt es auch Nachteile. Private Unternehmen sind meist direkt von konjunkturellen Schwankungen betroffen. Das kann natürlich zu weniger Arbeitsplatzstabilität führen. Kurzarbeit und im Extremfall Entlassungen oder Firmenschließungen können die Folge sein. Bei hohem Auftragsvolumen kann dagegen von den Mitarbeitern Mehrarbeit in Form von Überstunden verlangt werden.

Darüber hinaus haben private Unternehmen möglicherweise nicht die gleichen Leistungen, die die Arbeitgeber im öffentlichen Sektor bieten, wie z. B. Krankenversicherung oder Altersvorsorge.

Insgesamt kann die Arbeit sowohl im öffentlichen Dienst als auch in der Privatwirtschaft lohnend und vorteilhaft sein. Letztlich bleibt es jedem selbst überlassen, welcher Bereich für ihn und seine Ziele am besten geeignet ist.
Fragen und Unsicherheiten lassen sich gut über ein Job- und Berufs-Coaching klären. Lassen Sie sich dazu bei einem Bildungsträger beraten. Das Job- und Berufs-Coaching wird über einen sogenannten AVGS über die Jobcenter oder Agenturen für Arbeit finanziert.

Raied Al Darwish
(Niederlassungsleiter und Integrationscoach)
und
Wilja Vollbrecht (Geschäftsführerin)

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