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Fachtexte

Einzelcoaching vs. eingekaufte Maßnahme

By 28. Oktober 2021No Comments

Warum Einzelcoaching und was ist das eigentlich genau?

Coaching ist auch hier in Deutschland salonfähig geworden, aber nicht jede:r weiß damit etwas anzufangen bzw. nutzt die Chance dadurch einen wirklichen Änderungsprozess einzuleiten. Die berühmtberüchtigten „eingekauften Maßnahmen“, die in der Regel als Gruppenveranstaltungen ablaufen und größtenteils von zweifelhafter Qualität sind, haben dazu geführt, dass der Begriff „Coaching“ in Verbindung mit Arbeitsvermittler:innen eine gewisse „Schwellenangst“ bei den Kunden und Kundinnen erzeugt. Dies ist jedoch völlig unbegründet, da es Coachings in verschiedensten Varianten gibt: z. B. das Einzelcoaching – ein Coaching, welches im 1:1 Format stattfindet und somit eine Art „Premium-Deluxe“ Variante unter den Maßnahmen ist.

Ein Einzelcoaching ist eine auf nachhaltige Ergebnisse ausgerichtete Teamarbeit zwischen dem Coach und seinem Kunden bzw. seiner Kundin. Das Coaching findet dadurch in einer persönlicheren, intimeren Atmosphäre mit einem extra dafür ausgebildeten Job-/Integrationscoach statt, wobei in jedem Fall die Diskretion gewahrt bleibt. Das bedeutet, dass maßgebliche Inhalte, die zwischen dem Kunden bzw. der Kundin und dem Coach ausgetauscht werden, nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Dies ist umso wichtiger, da die überwiegende Anzahl an Kund:innen in Bezug von ALG 1 oder ALG 2 stehen und nicht unbedingt möchten, dass gewisse, zum Teil vielleicht auch pikante, Details aus ihrem Leben, an die Arbeitsvermittler:innen der Jobcenter oder der Arbeitsagentur gelangen sollen. Hier gilt ein ungeschriebenes Gesetz: Nur so viel, wie unbedingt nötig ist, wird kommuniziert und dies auch nur in vorheriger Absprache mit der gecoachten Person! Da der Bildungsträger von der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter bezahlt wird, muss zwar ein Bericht über den Kunden bzw. die Kundin verfasst werden, in dem die „Arbeitsergebnisse“ dokumentiert werden, jedoch aber keine Auskunft über persönliche und private Problematiken wie Suchterkrankungen, häusliche Gewalt usw. gegeben wird, wenn die betroffene Person dies nicht ausdrücklich wünscht.

Aber was genau passiert denn nun eigentlich im Coaching und was sind Ihre persönlichen Vorteile davon?

Coaching bedeutet in der Fachsprache Begleitung/Transport. Es soll sozusagen eine Veränderung von einem Zustand in den anderen erfolgen. Damit ist gemeint, dass Coaching eine Unterstützung darstellt, um gewisse Prozesse in Gang zu setzen, die letztendlich dazu führen sollten (und dabei geht es in den allermeisten Fällen) Menschen aus der Arbeitslosigkeit zu befreien, Ihnen Mut und Zuversicht zu vermitteln und eine Perspektive zu eröffnen, damit ein Anschluss an die Berufswelt wieder möglich ist. Es gibt sicherlich auch andere Coaching-Möglichkeiten, wie z.B. Life/Performance Coaching, jedoch soll dies heute nicht Gegenstand des Beitrages sein.
In dem von uns geschilderten Coaching geht es in erster Linie um Hilfestellung zu verschiedensten Problemen, aus denen sich die Menschen nicht oder nur schwer alleine behelfen können. Das kann über ein klassisches Jobcoaching, bis hin zur Persönlichkeitsentwicklung, Strukturaufbau, Stabilisierung, Aufzeigen von Stärken und Schwächen gehen. Ein Stichwort dafür ist sicherlich das Bewerben auf einen Job. Nur die Allerwenigsten wissen genau, wie das erfolgreich funktioniert und bei den meisten Arbeitssuchenden sind die Kenntnisse über einen Bewerbungsablauf veraltet. Hier hat sich vieles verändert und wenn man sich damit nicht regelmäßig beschäftigt, verliert man schnell den Anschluss. Ein gutes Beispiel dafür sind die enorm vielen Jobportale im Internet. Täglich kommen neue dazu, einige gibt es schon nicht mehr.

Mal Hand auf‘s Herz – wie viele Jobportale kennen Sie? Eine Handvoll, das wäre der Durchschnitt?
In Wirklichkeit aber gibt es Hunderte, spezialisiert auf verschiedene Ziele und Berufsgruppen, nach Geschlechtern, teilweise nach Höhe der Gehälter (siehe Bezahlplattformen) und vieles mehr.
Ein anderes Problem, was verstärkt auftaucht, ist die Orientierungslosigkeit der Kund:innen auf dem Arbeitsmarkt. Jobbeschreibungen und die Anforderungen an die Bewerber:innen haben sich stark verändert und es fällt schwer, genau zu wissen bzw. zu erkennen, um welchen Job es sich handelt oder welche Art von Anforderungen nun gemeint sind. Gerne werden in Stellenanzeigen von den Bewerber:innen auch Dinge „überlesen“ oder fehlinterpretiert.
Es gibt aber auch diejenigen, die schlichtweg nicht im Traumberuf angekommen sind oder durch persönliche Veränderungen, wie z.B. durch Krankheit oder Familienzuwachs, die Orientierung verloren haben, für welchen Job man denn nun geeignet ist.

Hier ist es Aufgabe des Coaches nachhaltige Perspektiven aufzubauen, Kompetenzen zu analysieren, sie zu bündeln und daraus in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden bzw. der Kundin einen beruflichen Plan zu entwickeln. Es handelt sich hier um einen Entwicklungsprozess, der je nach Sachlage zum Teil auch längere Zeit in Anspruch nehmen kann.
Aber damit wir uns nicht missverstehen: Ohne die aktive Zuarbeit der Teilnehmenden kann kein Coach eine erfolgversprechende Arbeit leisten! Das bedeutet, dass die Kund:innen unbedingt mitarbeiten müssen. Dies geschieht in erster Linie durch die aktiven Gespräche, aber auch durch Hausarbeiten und eigene Recherchearbeiten.

Um es aber noch einmal klarzustellen: Ein Einzelcoaching kann über ein klassisches Jobcoaching, bis hin zur Persönlichkeitsentwicklung, Strukturaufbau, Stabilisierung, Aufzeigen von Stärken- und Schwächen unterschiedlich fokussiert und aufgebaut sein. Jedes Individuum hat nämlich seine eigenen „Baustellen“, seine eigenen Wünsche und Vorstellungen und vor allem unterschiedliche Backgrounds.
In jedem Fall aber sollte das Einzelcoaching eine Bereicherung für diejenigen sein, die in Ihrem Leben vorankommen und unabhängig von finanziellen sozialen Dienstleistungen leben möchten. Es soll Menschen die Fragezeichen und die Angst bezüglich des beruflichen Werdegangs bzw. der persönlichen Entwicklung nehmen und sie „ankommen lassen“. Und dabei geht es halt nicht immer nur um die direkte Integration in den 1. Arbeitsmarkt.

Wenn Arbeitsvermittler:innen den Kund:innen die Möglichkeit geben an einem Einzelcoaching teilzunehmen, dann möchten sie diese nicht „ärgern“ und zu etwas zwingen, vielmehr möchten Sie den Kund:innen damit die Chance geben, eine qualitative eins-zu-eins Betreuung und Beratung zu erhalten, um bestmöglich weiterzukommen. Sie möchten den Kund:innen die Chance geben, durch professionell ausgebildete Coachs Unterstützung zu bekommen.
Jeder Mensch ist nämlich einzigartig und hat unterschiedliche „Vermittlungshemmnisse“. Im Falle eines Einzelcoachings kann darauf explizit Rücksicht genommen werden und somit ein ganz individueller „Fahrplan“ erstellt werden.

Warum also Einzelcoaching?

Arbeitslosigkeit, insbesondere Langzeitarbeitslosigkeit, kann frustrierend sein. Ebenso demotivieren Absagen oder keine Antworten auf Bewerbungen. In den Gruppenmaßnahmen bzw. den berühmten „eingekauften Maßnahmen“ mit zehn Teilnehmenden können Coachs schnell an ihre Grenzen stoßen.

In einem Einzelcoaching ist die Unterstützung an die eine teilnehmende Person gerichtet und der Coach kann sich zu 100 % auf die Probleme und auf die zu bewältigenden Hürden des Einzelnen konzentrieren, was definitiv zielführender ist. Zudem ist es gerade bei schwerwiegenden und multiplen Vermittlungshemmnissen herausfordernder, sie festzustellen, zu verringern und/oder zu beseitigen. In einer Gruppenmaßnahme ist es hingegen unwahrscheinlich und nahezu unmöglich, dass die Teilnehmenden sich offen präsentieren und über Ihre Vermittlungshemmnisse ehrlich kommunizieren.

Asena Simsek und Burkhardt Vollbrecht

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