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Fachtexte

Alternativen zu klassischen Bürojobs (2)

By 18. August 2022No Comments

Ausbildungsberufe mit Pflanzen und Tieren (Teil 2)

6. Fachkraft Agrarservice

Die Ausbildung zur Fachkraft Agrarservice bereitet auf die Landwirtschaft und deren anspruchsvolle und abwechslungsreiche Aufgaben vor. Folgende Voraussetzungen und Fähigkeiten sollte man mitbringen:

  • Körperliche Belastbarkeit
  • Technisches Verständnis und Geschick
  • Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit
  • Interesse an Landwirtschaft
  • Kundenorientierung

Man sollte schon immer ein Faible für Felder und Äcker gehabt und dabei zugeschaut haben, wie große Landmaschinen (wie Traktoren, Mähdrescher und Erntemaschinen) ihr Werk verrichten. Als Fachkraft Agrarservice ist man der Allrounder in dem Bereich.

Empfohlener Schulabschluss: Realschulabschluss / Mittlere Reife
Bildungsweg: Duale Ausbildung / Ausbildungsdauer: 3 Jahr(e) / Azubi-Gehalt: Ø 730 EUR

Was macht die Fachkraft Agrarservice?

Fachkräfte Agrarservice bewirtschaften Ackerland und bedienen und führen landwirtschaftliche Maschinen. Sie verbinden sozusagen pflanzenkundliches und agrarwirtschaftliches Fachwissen mit technischem Know-how und Kundenorientierung.

Agrar und Service: landwirtschaftliche Dienstleistungen: Fachkräfte Agrarservice säen, pflegen und ernten landwirtschaftliche Nutzpflanzen mit Hilfe von Landmaschinen. Sie sind Spezialisten für landwirtschaftliche Dienstleistungen und arbeiten meist für Lohnunternehmer (Lohnunternehmer erledigen landwirtschaftliche Arbeiten für andere Betriebe, da sich diese meistens Spezialmaschinen und teure Technik nicht leisten können.). Saisonal kann Hochkonjunktur herrschen, das heißt man muss während dieser Zeiten sehr früh aufstehen und bis spät abends arbeiten (Aussaat, Ernte). Außerdem führen Fachkräfte Agrarservice Beratungsgespräche und erläutern dem Kunden z.B. welche Erntemaschine für welche Pflanzkultur eingesetzt werden kann und welche Leistungen ihr Unternehmen anbietet. Sie nehmen Aufträge entgegen und leiten sie im Betrieb weiter, auch unter Einsatz von IT und spezieller Software.

Landmaschinen führen und instand halten: Ob bei Saat, Ernte oder Bodenbearbeitung, überall kommen Landmaschinen zum Einsatz. Fachkräfte Agrarservice bedienen und steuern diese Maschinen. Gerade bei schweren Zugmaschinen oder Erntegeräten ist dafür Erfahrung und Geschick erforderlich. Sie richten die Maschinen nach Arbeitsauftrag auf die jeweilige Mäh- oder Erntemethode ein und stellen die Bordinstrumente richtig ein. Bevor sie die Maschinen auf öffentlichen Straßen bewegen, sichern sie diese für den Transport und sorgen dafür, dass die Fahrbahnen nicht verschmutzt werden. Bei allen Arbeitsgängen achten sie auf Sicherheit. 
Ist die Landtechnik nicht im Einsatz, wird sie von den Fachkräften Agrarservice gepflegt und gewartet. Dabei beachten sie technische Vorschriften und halten Wartungspläne ein.

Auch hier werden ständig Weiterbildungen und Qualifizierungen über die Landwirtschaftskammern und lokale Bildungseinrichtungen angeboten.

7. Fischwirt*in

Folgendes sollte man mitbringen:

  • Fitness und Freude an der körperlichen Arbeit
  • Naturverbundenheit und ökologisches Verständnis
  • Technisches und betriebswirtschaftliches Verständnis
  • Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein
  • Seetauglichkeit (Kleine Hochsee- und Küstenfischerei)
  • Verständnis für fischereibiologische Vorgänge

Empfohlener Schulabschluss: Hauptschulabschluss
Bildungsweg: Duale Ausbildung / Ausbildungsdauer: 3 Jahr(e) / Azubi-Gehalt: Ø 730 EUR

Was macht ein/e Fischwirt*in?

Fischwirte arbeiten an den vielen Seen, Flüssen und Teichen in ganz Deutschland. Der Beruf Fischwirt ist ein Beruf mit langer Tradition. Er erfordert ein sehr selbstständiges Arbeiten in der Natur – bei jedem Wetter und häufig mit unregelmäßiger Arbeitszeit. Zu den Tätigkeiten des Fischwirts gehören der Fang von Fischen, der Bau und die Pflege der Fanggeräte, die Aufzucht von Fischen in Teichen oder technischen Aquakulturanlagen sowie das Be- und Verarbeiten der Betriebserzeugnisse. Die Ausbildung erfolgt in den drei möglichen Ausbildungsschwerpunkten Seen- und Flussfischerei, kleine Hochsee- und Küstenfischerei sowie Fischhaltung und Fischzucht.
Chemische und biologische Kenntnisse gehören selbstverständlich zum Berufsalltag eines Fischwirtes (tägliche Prüfung der Wasserqualität). Als Azubi muss man vor allem die Wassertemperatur überprüfen. Problemlos und schnell – natürlich ohne Taschenrechner – sollte der Azubi ausrechnen können, wie viele Fische er in einen 500 Quadratmeter großen Teich einsetzen kann. Neben Aufzucht und Mast hat man viel mit Kunden zu tun. Obwohl auch bei der Fischzucht viele Arbeitsgänge mechanisiert sind, ist noch echte Handarbeit gefragt. Abgesehen von den handwerklichen Tätigkeiten wie Flicken von Netzen oder defekten Schlauchstellen braucht der Fischwirt auch beim Schlachten und Ausnehmen der Speisefische Fingerfertigkeit.

8. Tierpfleger*in

Wer Tierpfleger*in werden möchte, liebt Tiere, hat zu Hause einen halben Zoo, fährt Schlangenlinien, damit die Regenwürmer auf der Straße nicht überfahren werden und könnte stundenlang aus dem Fenster schauen, weil dort ein Eichhörnchen den Vorrat für den Winter zusammensucht. Weitere wichtige Voraussetzungen sind:

  • Erfahrung im Umgang mit Tieren
  • Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein
  • Einfühlungsvermögen
  • Handwerkliches Geschick
  • Körperliche Robustheit

Empfohlener Schulabschluss: Mittlerer Schulabschluss (Realschulabschluss)
Bildungsweg: Duale Ausbildung / Ausbildungsdauer: 3 Jahr(e) / Azubi-Gehalt: Ø 1030 EUR

Was macht ein/e Tierpfleger*in?

  • Versorgung: Aufzucht und Betreuung der Tiere; Verhaltensanalyse und ggf. Erstversorgung von kranken oder verletzten Tieren
  • Körperliche Arbeit: Errichtung, Instandhaltung und Reinigung von Tiergehegen und Unterkünften; Fütterung der Tiere
  • Kommunikation: Kontakt zu Besuchern, häufig zu jüngeren (Zoo); Beantwortung von Fragen der Besucher; Einfühlungsvermögen und Geduld im Berufsalltag

9. Pflanzentechnolog*in

Pflanzentechnolog*innen arbeiten an der Entwicklung und Zucht neuer Energie-, Nahrungs- oder Zierpflanzen mit. Dazu führen sie Versuche durch, pflegen die Kulturen und übernehmen Arbeiten im Labor. Über folgende Eigenschaften und Interessen sollte man angehender Pflanzentechnologe verfügen:

  • Interesse an Biologie und Chemie
  • Präzision und Fingerspitzengefühl
  • Beobachtungsgenauigkeit und Aufmerksamkeit
  • Technisches Verständnis
  • Interesse an Experimenten und Analysen

Empfohlener Schulabschluss: Realschulabschluss / Mittlere Reife, besser noch Fachhochschulreife oder Abitur
Bildungsweg: Duale Ausbildung, Schulische Ausbildung / Ausbildungsdauer: 3 Jahr(e) / Azubi-Gehalt: Ø 870 EUR

Was macht ein Pflanzentechnologe / Pflanzentechnologin?

  • Tätigkeiten in der Natur: Arbeit auf/mit Saatmaschinen; Auswahl des geeigneten Nährbodens; Pflanzen anbauen, pflegen und ernten; Pflegemaßnahmen; Saatgutvermehrung; Probenentnahme.
  • Tätigkeiten im Labor: Durchführung und Auswertung von Versuchen; Dokumentation und Kontrolle der Arbeitsschritte; Qualitätssicherung; Instandhaltung der eingesetzten Gegenstände und technischen Geräte.

Kombination aus Naturwissenschaft und Technik: Interesse an Pflanzen und handwerkliches Geschick können optimal miteinander verbunden werden, da man seine Arbeitszeit im Freien auf Feldern und in Gewächshäusern oder im Labor verbringt.

Pflanzenzüchtung und Durchführung von Versuchsreihen: Damit die jeweiligen Kulturpflanzen schon bald die gewünschten Anforderungen wie bessere Hitzebeständigkeit oder Resistenz gegen bestimmte Krankheitserreger erfüllen, führt der Pflanzentechnologe Versuchs- und Untersuchungsreihen durch und erstellt Pläne für die Durchführung der Experimente. Von Versuchs-Pflanzen werden Proben entnommen und chemische und biotechnologische Analysen durchgeführt. Dann stehen Tests an, ob die Pflanzen den gewünschten Eigenschaften entsprechen bis hin zum Erstellen eines genetischen Fingerabdrucks der Pflanze.

Dokumentation und Qualitätssicherung: Bei den Versuchungsreihen werden sowohl Arbeitsschritte als auch Ergebnisse dokumentiert, damit man diese auch Jahre später bei anderen Versuchen als Unterstützung zur Hand hat. Ergebnisse müssen stets kontrolliert werden, um sicherzustellen, dass keine Fehler unterlaufen sind. Qualitätssicherung ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Mindestens genauso wichtig ist die Instandhaltung der eingesetzten Geräte, welche ebenfalls zu den täglichen Aufgaben gehört.
Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es zum Pflanzentechnologiemeister, aber auch in andere umweltschutznahe Bereiche, gefördert u.a. mit MeisterBafög.

10. Winzer*in

Ein Beruf mit Tradition: Als Winzer*in setzt man alte Bräuche weiter fort, widmet sich beruflich der Leidenschaft Wein und ist Fachmann für den gesamten Produktionsprozess, vom Anbau der Traube bis hin zur Vermarktung des Endprodukts.

Eine Ausbildung zum Winzer*in passt optimal, wenn man sich für Weine, Sekt und Co begeistern kann. Außerdem sollte man folgende Eigenschaften auch noch mitbringen:

  • Bereitschaft zur körperlichen Arbeit
  • guter Geschmacks- und Geruchssinn
  • handwerkliches Geschick
  • Interesse an der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln
  • Kundenorientiertheit
  • Naturverbundenheit
  • technisches Verständnis
  • Verantwortungsbewusstsein

Empfohlener Schulabschluss: Realschulabschluss / Mittlere Reife oder höher
Bildungsweg: Duale Ausbildung / Ausbildungsdauer: 3 Jahr(e) / Azubi-Gehalt: Ø 730 EUR

Was macht ein/e Winzer*in?

Grund und Boden: Damit am Ende qualitativ hochwertige und geschmackvolle Trauben für die Herstellung von Wein, Sekt oder Essig geerntet werden können, beginnt alles mit der Bodenbearbeitung, dem Pflanzen und der Pflege der Weinstöcke (Zurückschneiden und Entfernen von Blättern in Handarbeit, Düngung und Schädlingsbekämpfung mit Traktoren und landwirtschaftlichen Maschinen). Die Arbeit auf dem Weinberg ist körperlich oft anstrengend, gute Verfassung und Kondition sind unabdingbar.

Weinlese: Im Herbst beginnt dann die Hochsaison des Weins. Traditionell von Hand werden die Trauben „aufgelesen“ und von der Rebe entfernt (Achtung: lange Arbeitstage, Organisieren der Erntehelfer). Wenn alle Trauben gelesen wurden und die Qualität gut war, sind sie bereit für die Weiterverarbeitung. Je nachdem, ob Rotwein, Weißwein oder Sekt herstellt, wird, variieren die Arbeitsschritte – was man natürlich in der Ausbildung zum Winzer lernt.

Wenn sich der Wein zur Zufriedenheit des Winzers entwickelt hat und allen Qualitätsprüfungen standgehalten hat, wird er mit Hilfe von Abfüllanlagen in Flaschen umgefüllt und etikettiert. Nach der entsprechenden Lager- und Reifezeit geht es an die Vermarktung. Dazu benötigt der Winzer gute Marketingstrategien und Werbekenntnisse. Auch das ist Bestandteil der Ausbildung, genauso wie Kundenberatung. Welcher Wein passt am besten zum Fischgericht? Welche Sorte ist zu Wild besonders empfehlenswert?

Auch hier gibt es Möglichkeiten von Qualifizierungen und Weiterbildungen, sei es im Bereich Technik, Pflanzenschutz oder auch im Bereich Verkauf und Marketing.

Wilja Vollbrecht (Geschäftsführerin)

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