BWL studiert und nun?
BWL ist und bleibt eines der beliebtesten Studienfächer in Deutschland. So waren im Wintersemester 2021/2022 in Deutschland insgesamt 240.866 Studierende im Fach BWL eingeschrieben, davon waren 113.647 weiblich. Somit hat die Studiengangrichtung, wie auch in den letzten Jahren, den 1. Platz unter den „meiststudiertesten Fächern“ belegt (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/732317/umfrage/studierende-im-fach-betriebswirtschaftslehre-in-deutschland-nach-geschlecht/.).
Außerdem zeigen Statistiken der letzten Jahre, dass BWL der beliebteste Studiengang sowohl bei Frauen, als auch bei Männern ist. Laut der Statistiken des Statistischen Bundesamts ändert sich das Ranking semesterübergreifend nur sehr geringfügig. Bei den Männern geht es nach BWL als beliebteste Studiengangrichtung, weiter mit Fächern wie Informatik, Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen und Elektrotechnik. Bei den Frauen hingegen sind es dann Fachrichtungen wie Psychologie, Rechtwissenschaften, Allgemeinmedizin und Germanistik (Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2020.).
Dass BWL aber der beliebteste Studiengang in Deutschland ist, ist kein Wunder. Denn als Absolvent hat man mit guten Kenntnissen in der Betriebswirtschaftslehre viele Chancen auf dem Arbeitsmarkt, da viel wertvolles und breitgefächertes Wissen im Studium vermittelt wird und im Grunde jeden Unternehmern das Know-How eines BWL’ers braucht –egal ob Großkonzern, mittelständische Unternehmen oder frischgebackene Start-up‘s. Sprich als Absolvent ist man in nahezu allen Branchen und Wirtschaftszweigen gern gesehen.
Doch es gibt auch eine Schattenseite: Da es jährlich viele BWL-Absolventen gibt, die einen Job suchen, gibt es auch viele Konkurrenten. Zu den Konkurrenten aus den eigenen Reihen kommen dann auch noch welche aus anderen Branchen wie Personalmanagement, Wirtschaftsinformatik, Jura usw. hinzu. Der Studiengang bringt Ihnen vielleicht mehr Stellen als Bewerbungsmöglichkeiten mit, aber ebenso auch doppelt so viel Konkurrenten, gegen die man sich behaupten muss.
Und dennoch bleibt das beliebte BWL Studium, welches ein Komplettpaket an Fachkenntnissen bietet, weiterhin auf Rang 1 in den Statistiken.
Also auf geht’s… Denn qualifizierte Betriebswirte mit einem akademischen Abschluss sind branchenübergreifend gefragt und finden in allen wirtschaftlich arbeitenden Unternehmen eine Anstellung –Konkurrenz hin oder her.
Voraussetzungen
Um ein BWL Studium mit dem akademischen Abschluss Bachelor antreten zu dürfen, benötigt man die Allgemeine Hochschulreife, die Fachhochschulreife oder die Fachgebundene Fachhochschulreife. Jedoch kann auch durch eine interne Hochschulzugangsprüfung eine Zulassung erlangen werden. Diese setzt dann eine nachweisbare Berufsausbildung, sowie mindestens 2 Jahre Berufspraxis oder mehr als 5 Jahre praktische Erfahrungen voraus.
Zudem haben Sie auch als staatlich geprüfter Betriebswirt oder wenn Sie einen Meister absolviert haben, an einigen Bildungsinstituten die Möglichkeit, angenommen zu werden.
Weitere Voraussetzungen können ein Numerus clausus (N.c) oder auch Englischkenntnisse sein. Da diese von Institution zu Institution variieren, sollte man sich auf der Website über die genauen Voraussetzungen informieren. Außerdem führen manche Hochschulen zusätzlich einen erweiterten Auswahltest durch. Für ein Masterstudium benötigen Sie einen wirtschaftswissenschaftlichen Bachelor Abschluss, den Sie im günstigsten Fall mit der Note 2,5 oder besser abgeschlossen haben sollten.
Zu den formellen Voraussetzungen, sollten Sie aber auch gewisse persönliche Eigenschaften mitbringen, damit Sie das Studium erfolgreich absolvieren und ihren späteren Job gut meistern. Sie sollten z.B. Interesse für wirtschaftliche Themen und Freude an der Arbeit mit Zahlen haben. Zusätzlich wäre eine analytische Denkweise von Vorteil. Falls Sie später eine Führungsposition übernehmen möchten, sollten Sie zudem organisatorisches Talent und Durchsetzungsvermögen mitbringen. Je nach Abteilung und/oder Position variiert die Unabdingbarkeit einiger persönlicher Eigenschaften.
Dauer & Ablauf & Abschluss
Die Regelstudienzeit für einen Bachelorstudiengang (Präsenz- oder Fernstudium) beträgt 6 bis 8 Semester. Der Master im Anschluss hingegen beträgt 3 bis 6 Semester.
Falls Sie sich für einen berufsbegleitenden Präsenzstudiengang entscheiden, sollten Sie je nach Hochschule etwas mehr Zeit einplanen. Ebenso kann auch ein Bachelor oder Master Fernstudiengang an einigen Fernhochschulen länger dauern.
Die meisten Hochschulen sehen sowohl im Bachelor, als auch im Master ein Praktikumssemester vor. Wenn Sie sich zum Beispiel auf das Personalwesen spezialisieren, arbeiten Sie während des Praktikums in der Personalabteilung eines Unternehmens und kümmern sich um Verträge der Angestellten und frisch eingegangenen Bewerbungen. Zusätzlich bieten viele Hochschulen auch ein optionales Auslandssemester an, um weitere Erfahrungen sammeln zu können.
Die Prüfungen finden hauptsächlich in Form von Klausuren statt, in denen Sie zum Beispiel Kosten- und Leistungsrechnungen aufstellen oder Ihr Know How in Wirtschaftsrecht unter Beweis stellen.
Nach erfolgreichem Bestehen der Abschlussarbeit erlangen Sie, je nach Ausrichtung des Studiengangs, den akademischen Grad Bachelor of Science (B.Sc.) oder Bachelor of Arts (B.A.). Nach dem Master haben Sie entweder den akademischen Grad des Master of Science (M.Sc.), des Master of Arts (M.A.) oder des Master of Business Administration (MBA). In wenigen Hochschulen können Sie auch noch auf Diplom BWL studieren.
Studieninhalte
Zu Beginn des sechs- bis achtsemestrigen BWL Bachelor Studiums erwerben Sie vor allem betriebswirtschaftliches Grundlagenwissen und Methodenkenntnisse. Die Module bauen logisch aufeinander auf. Sie erlangen während des Studiums essenzielle betriebs- und volkswirtschaftliche Kenntnisse. Darüber hinaus erlangen Sie Kenntnisse im Rechnungswesen und der Finanzwirtschaft. Außerdem erhalten Sie einen Einblick in juristische Grundlagen, um jederzeit zum Wohle des Unternehmens handeln und rechtliche Konsequenzen einschätzen zu können.
Je nach Hochschule und Ausrichtung des Studiengangs, unterscheiden sich die Studieninhalte etwas voneinander. Folgende Themen werden jedoch in allen BWL Studiengängen behandelt:
- Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
- Finanzierung
- Rechnungswesen
- Produktion
- Marketing
- Management
- Statistik
- Personalwesen
- Lieferkettenmanagement
- Wirtschaftsmathematik
- Volkswirtschaftslehre
- Rechtswissenschaften
Im Laufe des Studiums der Betriebswirtschaft oder bereits zu Studienbeginn können Sie sich auf einen Schwerpunktbereich spezialisieren. Sie haben z.B. die Wahl zwischen Rechnungswesen, Marketing, Finanzwirtschaft oder Wirtschaftsinformatik. Es gibt aber auch Studiengänge, die die Studierenden direkt auf bestimmte Branchen vorbereiten, beispielsweise auf Tourismus- und Hotelmanagement oder Handelsmanagement und E-Commerce.
Da die Inhalte und Schwerpunkte von Hochschule zu Hochschule stark variieren, lohnt sich vor der Wahl des Bildungsinstitutes ein Blick in den jeweiligen Studienplan.
Wie bereits erwähnt sind Projekte, Praktika oder Fallstudien bei den meisten Hochschulen fest im Curriculum verankert. Die Studierenden sollen somit die Möglichkeit erhalten, ihr theoretisch erlangtes Wissen praktisch auszuüben, gleichzeitig zu prüfen und zu festigen. Zudem dienen gerade die Praktika als erster Eindruck in die Arbeitswelt eines Betriebswirtschaftlers. Viele Hochschulen setzen auch einen Schwerpunkt auf eine zusätzliche Vermittlung von sogenannten Soft Skills – beispielsweise Präsentationstechniken und/oder die Fähigkeit, in Teams arbeiten zu können.
Wirtschaftssprachen wie Englisch, Französisch, Spanisch oder Russisch stehen je nach Ausrichtung des BWL Studiengangs ebenfalls mit auf dem Stundenplan.
Nach erfolgreichem Abschluss des Bachelors, können Sie dann mit einem anschließenden zwei- bis viersemestrigen BWL Master Studium Ihre erworbenen Kenntnisse weiter vertiefen bzw. sich in einem bestimmten Bereich spezialisieren (z.B. Finanzen, Personalmanagement, Marketing oder Controlling usw.).
Im letzten Semester des Studiums verfassen Sie dann Ihre Bachelor- oder Masterarbeit. Außerdem findet oftmals noch ein Colloquium statt.
Karriere
Das fach- und branchenübergreifende Wissen eines Betriebswirtes ist für Unternehmen aller Wirtschaftsbereiche interessant und öffnet Ihnen gute Berufsaussichten. Mögliche Branchen für Betriebswirte sind:
- Handel
- Automobilindustrie
- Finanz- und Versicherungswesen
- Touristik
- Unternehmensberatung
- Gesundheitswesen
Mögliche Aufgabengebiete hierbei können sein:
- Finanzen und Controlling
- Marketing
- Produktion
- Personalmanagement
- Einkauf
Fazit:
Wer sich für das Studium BWL entscheidet, sollte sich neben den bereits aufgeführten
Problematiken darüber im Klaren sein, dass ein BWL“er eine Art von Generalist ist. Also kein Speziallist, sondern mehr oder weniger ein breit gefächertes Wissen aufweisen kann. In vielen Fällen ist daher eine Spezialisierung oder Vertiefung in das eine oder andere Fach nötig, je nachdem wie der Arbeitsgeber oder die zukünftige Arbeitsaufgabe gestaltet ist.
In jedem Fall ist man „breit aufgestellt“ und kann vielseitig eingesetzt werden.
Asena Simsek-Eker
(BA of Law)
&
Burkhardt Vollbrecht
(Dipl. BWL und GF)