Ist das eine Aufgabe oder eine Berufsbezeichnung?
Viele Menschen nennen sich selbst Führungskraft oder werden von anderen so bezeichnet, aber stimmt das auch? Welche Voraussetzungen muss man selbst erfüllen, welche Eigenschaften muss man dafür mitbringen, um diesen Job bzw. diese Aufgabe zu erfüllen? Was zeichnet eine Führungskraft eigentlich aus?
Ist jemand der gerade ein Start-up gegründet hat eine Führungskraft? Kann man selbst auch eine Führungskraft darstellen, wenn man keinen wirtschaftlichen Erfolg mit seiner Arbeit nachweisen kann? Ist ein Teamleiter eine Führungskraft, obwohl er kein „Chef“ einer Firma ist? Ist ein:e Storemanger:in bereits eine Führungskraft? Ich würde mir wünschen, dass die sogenannten „Führungskräfte“ genau über diese Fragen nachdenken sollten, weil eine Führungskraft tatsächlich auch in den meisten Fällen eine erhebliche soziale und wirtschaftliche Verantwortung trägt. Die Hierarchien zwischen Führungskräften, Chef:innen, Vorgesetzten oder Teamleitungen sind in diesem Zusammenhang nur eine kleine Auswahl an Betitlungen für leitende Mitarbeiter:innen und deren unterschiedlichen Aufgaben und Funktionen, sowie deren entsprechenden Verantwortungsbereiche. Ein grundlegendes Problem stellt für mich die Art und Weise dar, wie die Mitarbeiter:innen an diese verantwortungsvollen Aufgaben herangeführt werden, denn auch eine Führungskraft muss sich gewisse Kompetenzen in der berufseigenen Branche erwerben können.
Hierbei ist wichtig zu erwähnen, dass eine solche Tätigkeit neben einer akademischen Qualifizierung ebenso an Berufserfahrung gebunden ist. Oft werden Mitarbeiter:innen in derartige Positionen befördert, wenn Sie bereits einige Zeit in diesem Bereich gearbeitet haben.
Heutzutage kommt es immer häufiger vor, dass eine große Anzahl von Führungskräften bestimmter Bereiche, wofür keine entsprechende Ausbildung gemacht worden ist, sich in leitenden Positionen befinden. Warum ist das so? Führungsqualitäten muss man sich aneignen, eine alleinige akademische Qualifizierung z.B. aus dem Bereich Personalmanagement ist in der Regel nicht ausreichend, um den Job zufriedenstellend auszuführen. Hierfür gibt es oft Aufbaukurse, Coachings oder Weiterbildungen, die Schulungen anbieten, in denen entsprechende Softskills aufgebaut werden können. Meiner Meinung nach ist dies eine Möglichkeit, sich allumfassend auf eine Führungsposition vorzubereiten. Insbesondere weil sich viele der angehenden Führungskräfte gar nicht bewusst sind, was eine gute und professionelle Führungskraft eigentlich auszeichnet und was für fachliche und persönliche Kompetenzen von dieser Person erwartet werden. Dies kann langfristig dazu führen, dass Führungskräfte oder jene, die sich in solch einer Position sehen, nicht über die grundlegenden Fähigkeiten verfügen, um diese Art der Arbeit auch im Interesse aller bestmöglich erledigen zu können.
Was genau macht eine Führungskraft?
Die meisten Führungskräfte oder auch leitende Angestellte sind selbst mitarbeitend und üben die Art der Funktion in der Regel nebenbei aus. Ob es jetzt ein Chef ist, im Handwerk oder ein leitender Angestellter, sie alle arbeiten eigentlich nicht an der Führung, sondern in dem jeweiligen Beruf, den sie erlernt oder studiert haben. Führung ist also in vielen Fällen eher so eine Art von Nebentätigkeit, die oftmals auch nur widerwillig oder aber auch aus Gründen des Machtgefühls ausgeübt wird.
Die eigentliche Arbeit ist jedoch Personalarbeit, wenn wir von Führung reden. Personalarbeit in all seinen Facetten, von Personalrecruiting und -auswahl, Mitarbeiter:innengesprächen, Personalentlassungen und dem Controlling. Ein weiterer Hauptbestandteil sind unternehmerische Entscheidungen, die sich natürlich auch mit Finanzen beschäftigen. Verantwortung zu übernehmen, wenn es um Zahlen, Daten, Fakten geht. Ebenfalls elementar sind Visionen, so sagt auch Steve Jobs, die unabdingbar sind, wenn es um erfolgreiche Planung geht.
Welche persönlichen und fachlichen Voraussetzungen sind vonnöten, um eine erfolgreiche Führungskraft darzustellen?
Es gibt ganz viele Kompetenzen, die aber an dieser Stelle nicht alle erwähnt werden können. Folgende sollten in jeden Fall dazu gehören:
- Eine gute Allgemeinbildung, einen erlernten Beruf, verbunden mit einiger Berufserfahrung. Dabei ist es nicht unbedingt nötig, eine akademische Ausbildung zu haben.
- Empathie
- Der Wille an sich selbst zu arbeiten
- Fähigkeit der Selbstreflexion und Selbstkritik
- eine gewisse Form des sachlichen Durchsetzungsvermögens
- unternehmerische Denken und Handeln
- Fairness
- Durchhaltewillen
- Fitness
- Ehrlichkeit
- Transparenz
- Loyalität
Wie kann man sich diese Eigenschaften aneignen?
Um eines vorweg zu sagen, ich bin tatsächlich der Meinung, dass man viele dieser Kompetenzen erlernen kann, aber trotzdem die wenigsten Personen in der Gesamtheit der Eigenschaften diese erfolgreich ausführen können oder wollen.
Aus meiner Sicht ist in jedem Fall eine Coach-Ausbildung sinnvoll, da diese eigentlich eine versteckte Kommunikationsausbildung ist. Auch eine Weiterbildung als Führungskraft, ein Führungskräftetraining oder ein intensives Einzelcoaching für Führungskräfte bzw. ein Jobcoaching verhelfen, die benötigten Fachkompetenzen aufzubauen. In all den aufgeführten Bildungsmaßnahmen geht es im Wesentlichen um eine intensive und verbesserte Kommunikation mit seinen Mitarbeiter:innen, um eine selbstkritische Wahrnehmung seines eigenen Verhaltens und eine Verbesserung des persönlichen Arbeitsstils, wie z.B. das Kommunikationsverhalten, das eigene Zeitmanagement oder die Delegierung von Arbeitsaufgaben. Hier fallen ganz maßgebliche Handlungs- und Kommunikationselemente ins Bewusstsein, wie die gewaltfreie Kommunikation (GfK) oder die systemischen Techniken im neurolinguistischen Bereich (NLP). Im Führungskräftetraining geht es tatsächlich mehr um personalrelevante Informationen, Führungsstile und deren Anwendung, sowie Inhalte aus dem Projektmanagement, bzw. Teambildung.
Alle Weiter-/Fortbildungsmaßnahmen oder auch Coachings unterstützen den eigenen Entwicklungsprozess, wenn es darum geht, an seinen Führungsfähigkeiten zu arbeiten.
Unabdingbar aber ist in allen Fällen, dass die Personen, die eine Führungskraft sein oder werden wollen, zu der Erkenntnis gelangt sind, dass sie an sich selbst arbeiten müssen, wenn sie ihre Führungsaufgabe besser wahrnehmen wollen.
Burkhardt Vollbrecht
(Geschäftsführer & systemisch, integrativer Coach)