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Fachtexte

Nine to five war gestern?!

By 14. Februar 2022Februar 23rd, 2022No Comments

Über neue flexible Arbeits(zeit)modelle

Heutzutage gibt es in vielen Bürojobs, die nicht mehr die klassische 8-Stunden Präsenz, von Montag bis Freitag, voraussetzen. Große und mittelständische Unternehmen bieten zunehmend flexiblere Arbeitszeitmodelle an. Wie ist es dazu gekommen? Die Unternehmen wollen und müssen heute mehr tun, um gute Fachkräfte zu gewinnen bzw. zu halten. Für viele jüngere Personen, die einen Job suchen – dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Akademiker:innen oder Facharbeiter:innen handelt – ist der Job zwar ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens, aber nicht mehr Hauptinhalt. Das Privatleben ist mindestens genauso wichtig geworden. Dafür nehmen junge Fachkräfte sogar weniger Gehalt in Kauf und fühlen sich mit dieser Entscheidung gut! Eine ausgewogene Work-Life-Balance ist mittlerweile extrem wichtig geworden, um den gewachsenen Anforderungen in den Jobs standzuhalten und vor allem um ein Gegengewicht zu Stress und einseitiger Beanspruchung zu schaffen. Insbesondere für arbeitende Eltern sind Jobs, die sich ihren Lebensumständen zeitlich anpassen, oft notwendig.

Deshalb haben flexible Arbeitszeitmodelle so sehr an Bedeutung gewonnen, die Vorteile liegen auf der Hand: Arbeitszeiten und private Bedürfnisse der Mitarbeitenden lassen sich so optimaler aufeinander abstimmen.

Folgende Arbeitszeitmodelle können eine Alternative zum klassischen nine to five Arbeitsalltag sein:

1. Gleitzeit:

Einfache Gleitzeit: Um eine feste Kernarbeitszeit, in der die Beschäftigten anwesend sein müssen, wird ein Rahmen mit frühestmöglichem Beginn und spät möglichstem Ende festgelegt. Die Arbeitszeiten werden dabei elektronisch erfasst und Plus- und Minusstunden werden auf einem Arbeitszeitkonto gesammelt. Plusstunden können durch Freizeit abgegolten oder aber auch vergütet werden.

  • Vorteile dieses Job-Modells: mehr Flexibilität, feste Zeiten, in denen das Team vor Ort ist
  • Nachteile dieses Job-Modells: Kontrolle der Arbeitszeiten / der Erfassung

Variable Gleitzeit: Es gibt keine Kernarbeitszeit. Die Angestellten bestimmen dabei selbst den Beginn, das Ende und die Dauer ihrer Arbeitszeit, entsprechend ihrer jeweiligen Arbeitsverträge. Auch hier erfolgt eine elektronische Erfassung der Arbeitszeiten, Plus- und Minusstunden können angesammelt werden, Plusstunden können durch Freizeit abgegolten oder vergütet werden.

  • Vorteile dieses Job-Modells: größere individuelle Flexibilität (bessere Work-Life-Balance möglich)
  • Nachteile dieses Job-Modells: Kontrolle der Arbeitszeiten / der Erfassung

2. Teilzeitarbeit / Jobsharing

Im Arbeitsvertrag wird bei der Teilzeitarbeit eine individuelle Arbeitszeit vereinbart (z.B. 20 Stunden/Woche). Sie ist niedriger als die Regelarbeitszeit im Betrieb (meist 40 Stunden/Woche). Früher meist noch mit festen Arbeitszeiten, ist hier mittlerweile auch eine größere Flexibilität möglich. So kann es freie Tage, oder aber auch Arbeiten an selbst gewählten Tageszeiten, geben. Die Arbeitszeiten werden dabei auch meistens elektronisch erfasst. Eine spezielle Art der Teilzeitarbeit ist das sogenannte Jobsharing, bei dem sich mindestens zwei Arbeitskräfte eine Arbeitsstelle teilen. Die Arbeitszeiten können individuell abgesprochen werden, entsprechend der jeweiligen Arbeitsverträge kann dann z.B. eine Person 15 Stunden/Woche arbeiten, die andere 25 Stunden/Woche – letztendlich wird eine Vollzeitstelle mit 2 Mitarbeiter:innen besetzt. In diesem Bereich wird auch häufig Telearbeit gemacht, bei der ein bestimmter Teil der Regelarbeitszeit im Home-Office geleistet wird.

  • Vorteile dieses Job-Modells: Vereinbarkeit von Familie, Beruf, Freizeit und Weiterbildung, bei Jobsharing: Teilung der Verantwortung, Vertretung in Problemsituationen (z.B. Kind krank)
  • Nachteile dieses Job-Modells: Weniger Verdienst, bei Jobsharing: gute Abstimmung mit dem/der Arbeitspartner:in / Tandem, dem Vorgesetztem und dem Team nötig, bei Home-Office: weniger Kontakt zu Kolleg:innen

3. Vertrauensarbeitszeit

Die Arbeitszeit kann komplett selbst gestaltet werden. Hier geht es darum, dass die Arbeitsaufgaben erfüllt werden müssen bzw. die Arbeitsziele, die vereinbart wurden, erreicht werden müssen. Von wo (Home-Office, Büro) oder wann man arbeitet, entscheidet man selber. Vertrauensarbeitszeit wird oft in Projekt-Arbeit eingesetzt, Aufgaben und Bedingungen werden individuell festgelegt. Die Gefahr, dass man die Arbeitszeiten nicht einhält (Arbeitszeitgesetz), und man deutlich mehr arbeitet, kann hier zu einem Problem werden und sollte nicht unterschätzt werden.

  • Vorteile dieses Job-Modells: Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf, hohe Selbstständigkeit bei der Arbeit
  • Nachteile dieses Job-Modells: Risiko von Überlastung, da Abgrenzung von Beruf und Privatleben fehlen kann, viel Disziplin nötig, viel Abstimmung mit dem Team und der Projektleitung nötig

4. Coworking

Hier nutzen u.a. kleinere Start-ups, Freiberufler:innen oder sogenannte digitale Nomaden gemeinsam eine größere Bürofläche. Sie arbeiten in der Regel an verschiedenen Projekten oder für unterschiedliche Firmen und Auftraggeber:innen, nutzen aber z.B. einen gemeinsamen Empfang, einen gemeinschaftlichen Besprechungsraum, Bürotechnik wie Telefonanlage, Drucker, Scanner, Fax, Internet, eine Küche und sanitäre Einrichtungen sowie eine Reinigungsfirma. Die Gestaltung von Mietverträgen ist dabei sehr flexibel möglich, von einzelnen Tagen bis über mehrere Monate, kurze Kündigungsfristen sind ebenfalls ein Vorteil. Es gibt Coworking-Areas mit Einzelbüros, meist handelt es sich aber um Großraumbüros mit abgetrennten Bereichen und Arbeitsplätzen. Durch den räumlichen Kontakt können die Coworker voneinander profitieren und ggf. auch gemeinsame Projekte realisieren. Im Gegensatz zur „Bürogemeinschaft“ bietet das Coworking einen Mix verschiedener Berufe und geringe Verbindlichkeiten (kurze Mietverträge, geringere Kosten für IT und Bürotechnik u.s.w.). Coworking, wie wir es heute kennen, gibt es erst seit knapp 20 Jahren.

  • Vorteile dieses Job-Modells: Sehr flexibel, geringe Kosten, Austausch mit anderen Coworkern
  • Nachteile dieses Job-Modells: Kein eigenes Büro, weniger Privatsphäre

5. Clickworking

Im digitalen Zeitalter ist die Form des Clickworkings eine interessante, wenn auch oft nicht gut bezahlte Möglichkeit des Arbeitens geworden. Sie ist überaus flexibel und kann überall (wo Internet verfügbar ist) genutzt werden. Über Plattformen im Internet werden Kleinstaufträge an Unternehmen und Arbeitssuchende vergeben. Es handelt dabei sowohl um einfache Aufgaben bzw. Jobs wie Adressdaten überprüfen, Bilder einscannen, Recherchen erledigen, als auch um anspruchsvollere Arbeitsaufträge wie Übersetzungen von Fachtexten, Mitarbeit in technischen Projekten u.Ä. Man arbeitet dabei online, die notwendigen Daten und Hilfsmittel sind in einer Cloud gespeichert.

Da weder ein Büro, noch ein fester Arbeitsplatz Voraussetzung sind, können Clickworker sehr flexibel arbeiten. Diese Art zu arbeiten bzw. die damit verbundenen Jobs sind bei Studierenden und Selbstständigen sehr beliebt. Man kommt mit nur einem Click an die Aufträge und kann sie in kurzer Zeit von jedem beliebigen Ort aus per Computer oder Smartphone abarbeiten.

  • Vorteile dieses Job-Modells: Sehr flexibel, geringe Kosten, Jobs mit wenig Vorkenntnissen möglich, aber auch Jobs für Akademiker:innen und Spezialist:innen möglich
  • Nachteile dieses Job-Modells: Teilweise sehr schlecht bezahlt, wenig Kontakt zu Kolleg:innen, kein Team

Wilja Vollbrecht
Geschäftsführerin PCS Berlin GmbH

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